Der 57 Jahre alte Fotokünstler Sebastian Beck, im Hauptberuf Zeitungsredakteur, zeigt mit seinen Bildern ein Bayern, wie es sonst kaum jemals zu sehen ist. Becks Architekturfotografie lässt Dörfer und Häuser als eine Heimat erscheinen, die durch ihre pure Schlichtheit, durch ihr ländliches Understatement, das sich in ergrauten Fassaden spiegelt, liebenswert wird. Besonders eindrucksvoll sind die Personenstudien: Ob in Aktion oder in Porträtpose – die abgelichteten Menschen gehen offen auf den Künstler zu, er hat ihnen jegliche Scheu vor der Kamera genommen; sie zeigen sich, wie sie sind.
Der kongeniale Partner von Beck ist Hans Kratzer, 65. Durch seine Beiträge im Bayernteil der Süddeutschen Zeitung ist er für die bayerische Kulturszene ein Entdecker von Kleinodien, die das Land prägen, aber auch ein kaum wegzudenkender Multiplikator für Akteurinnen und Akteure, die bairische Wesensarten für die Zukunft transformieren, sowie ein unermüdlicher Mahner, der beharrlich an den in Artikel 3 der bayerischen Verfassung festgelegten Selbstanspruch erinnert, wonach Bayern ein Kulturstaat sei. Im Kontext mit den Bildern von Sebastian Beck erreichen die Texte von Hans Kratzer in dem Buch „Zeitlang“ eine literarische Qualität, die nicht zuletzt an Oskar Maria Graf und Lena Christ denken lässt.
Das Duo Beck & Kratzer ist mit dem Projekt „Zeitlang“ auch unterwegs. Unter zum Teil hohen persönlichen Aufwendungen zeigen sie seit drei Jahren an mehreren Orten eine Dauerausstellung. Sie lassen sich keineswegs nur in exponierten Einrichtungen wie dem Münchner Literaturhaus präsentieren, sondern bedienen auch neue und frische Museumsprojekte wie den „Neuen Geschichtsboden“ in Vatersdorf und die Alte Post in Triftern. Der Journalist Christian Muggenthaler hat „Zeitlang“ als „ganzheitliche Heimaterkundung“ bezeichnet. Sie ist nicht nur ganzheitlich, sondern vorbildlich.
Auszug aus der Laudatio
Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard hat im Laufe seiner Karriere stets künstlerische, pädagogische und wissenschaftliche Aktivitäten auf sinnvolle und überzeugende Art miteinander verknüpft und aufeinander bezogen. Die Erfahrungen aus seinen eigenen, erfolgreichen künstlerischen Aktivitäten fließen in seine Arbeit als Professor für Musikpädagogik und Didaktik ein.
[…] Prof. Eberhard leitet den innovativen, europaweit einzigartigen Masterstudiengang für „Inklusive Musikpädagogik/Community Music“ an der Kath. Universität Eichstätt. Einer seiner Schwerpunkte ist das Thema „Inklusion“. In diesem Zusammenhang führte er 2019 eine internationale Tagung „jailbreak“ in Eichstätt durch. Die Ergebnisse mündeten in einer Publikation „Musik im Strafvollzug“ sowie u. a. einer von Herrn Prof. Eberhard betreuten Promotion sowie mehrerer Praxis-Projekte von Studierenden in regionalen Strafvollzugseinrichtungen. So trägt Prof. Eberhard maßgeblich dazu bei, allen Menschen den Zugang zur Musik und zum Musizieren zu ermöglichen.
Ehrenamtlich trägt Prof. Eberhard durch seine Mitgliedschaft im Präsidium des Bayerischen Musikrates, die Tätigkeit als Vorsitzender der Musikdidaktiker an Musikhochschulen und Universitäten und weiteren Engagements wesentlich zur Gestaltung des bayerischen Musiklebens bei. Auch seine künstlerischen Erfolge weisen Daniel Mark Eberhard als würdigen Träger des Kulturpreises der Bayerischen Landesstiftung aus.
Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard ist ein ausdrucksstarker Künstler und engagierter Musikpädagoge und wirkt mit seinen künstlerischen, pädagogischen und ehrenamtlichen Tätigkeiten tief in die bayerische Musiklandschaft hinein.
Auszug aus der Laudatio
Die international renommierte Künstlerin Beate Passow gilt als „Grande Dame der Konzeptkunst“ und ist Vorbild für viele jüngere Künstler und Künstlerinnen, mit denen sie in engem Austausch steht. Seit ihrem Studium an der Akademie der Bildenden Künste (1969-1975) arbeitet sie an einem vielfältigen und unverwechselbaren Werk, dessen Bedeutung erst allmählich öffentliche Würdigung erfährt.
Passows Arbeiten sind in den Sammlungen der großen Münchner Museen vertreten und waren dort immer wieder ausgestellt – im Lenbachhaus, im Stadtmuseum, im Haus der Kunst, in der Pinakothek der Moderne. Das weitgefächerte Schaffen von Beate Passow umfasst fotografische Arbeiten, Textilbilder und -objekte, aber auch Arbeiten im öffentlichen Raum sowie Kunst-am-Bau-Projekte.
[…] Mit ihren Ausstellungen u. a. im MQ (MuseumsQuartier) in Wien, im Schindlerhaus in Los Angeles oder im Israel Museum in Tel Aviv hat die Künstlerin ein internationales Standing erlangt. Dies mündete nicht zuletzt darin, dass sie 2017 den renommierten Gabriele-Münter-Preis, eine bundesweite Auszeichnung, erhielt.
Beate Passow ist eine äußerst vielseitige Künstlerin, die sich offen und couragiert mit unterschiedlichsten gesellschaftspolitischen Fragen auseinandersetzt. Ihr künstlerisches Schaffen versteht sie als bürgerschaftliches Engagement und nennt es selbst „Gegenwartsbewältigung“.
Auszug aus der Laudatio
Auch aus Mainfranken, einer Region mit einer besonders hohen Dichte an jüdischen Gemeinden, wurden Juden während der Schoa verfolgt, verschleppt und ermordet. Würzburg war dabei der zentrale Startort der Deportationen jüdischer Mitbürger aus der Stadt und dem Umland, deshalb wurde hier auf Initiative des gleichnamigen Vereins im Jahr 2020 der „DenkOrt Deportationen“ eröffnet.
Grundsätzlich gilt: Bei jeder Erinnerung kommt ihrer Form eine zentrale Rolle zu: Sie muss dem menschlichen Verstand begreifbar machen, was es mit den schier unfasslichen Opferzahlen auf sich hat. Das ist keine leichte Aufgabe, denn es gilt, die Verbrechen zu thematisieren und gleichzeitig die Individualität der Opfer nicht zu vernachlässigen. Diese Herausforderung wird in Würzburg exzellent gemeistert. Der „DenkOrt Deportationen“ ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein innovativer und nachhaltiger Lern- und Erinnerungsort.
[…] Die innovative Form, die Partizipation vieler Menschen am Gedenkprojekt und die gelungene Präsentation im realen und im virtuellen Raum machen den „DenkOrt Würzburg“ zu einem herausragenden Beispiel moderner Erinnerungskultur. Der „DenkOrt Würzburg“ kann daher beispielhaft für seriöses und gleichzeitig kreatives Gedenken stehen.
Auszug aus der Laudatio
Der Künstler, Grafiker und Verleger, Museumsleiter und Luftbläser Wilhelm Koch ist ein Solitär in der bayerischen Kulturlandschaft. [..] Seit 1984 ist er als Künstler mit Installationen, Videoarbeiten, Architekturprojekten und Kunst im öffentlichen Raum tätig. Heute lebt Koch wieder in seinem Geburtsort Etsdorf und realisiert seine avantgardistischen Projekte in der Region Oberpfalz mit künstlerischem Eigensinn, der ihm eigenen Konsequenz und Beharrlichkeit, und darüber hinaus mit enormer Überzeugungskraft.
Wilhelm Koch sieht seine Projekte als Ausdruck gelebter Demokratie, die unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entstehen. Durch sein persönliches Charisma gelingt es ihm, verschiedenste Menschen mit seinen Initiativen zusammen zu bringen sowie für die gemeinsame Sache – die Kunst – zu begeistern und zum Mitmachen, ja für dauerhaftes Engagement zu bewegen. […] Die von ihm geschaffenen, häufig baulichen Kunstwerke sind Langzeitprojekte, getragen vom Ethos nachhaltiger und partizipativer Kulturvermittlung.
Bei alle dem staunenswerten Tun sollte uns Wilhelm Kochs Motto „χαλεπα τα καλα - Khalepa ta kala - Das Schwierige ist schön" (nach Plutarch) Mut geben, Widerstände zu überwinden. Das Leben in einer Demokratie ist eben keine Selbstverständlichkeit. Demokratie in ihrer Entstehung war stets von Kämpfen um politische Beteiligung begleitet. Demokratie bleibt stets gefährdet. Dafür stehen die Kunstwerke von Wilhelm Koch.
Auszug aus der Laudatio
Das Theater Mummpitz in Nürnberg feierte 2020 sein 40-jähriges Bestehen und ist damit eines der ältesten freien Kindertheater Deutschlands. „Mit Mumm und Witz erzählen wir Geschichten“ sagt es über sich selbst. Mit Wärme, Fantasie und Verstand werden Theaterstücke gemeinsam entwickelt, die die Lebenswelt der Kinder spiegeln. Dabei werden unterhaltsam und sinnlich auch ernstere Themen wie Demenz, Armut oder Dicksein behandelt.
[…] Es gibt wiedererkennbare Merkmale des Theaters Mummpitz: zum einen sind es die Schauspielerinnen und Schauspieler, die das Theater seit Jahren prägen, Musikerinnen und Musiker und ihre Kompositionen, die live gespielt werden. Gleichzeitig werden auch immer wieder neue Spielformen ausprobiert, wie zum Beispiel Figurentheater, und in ihr Repertoire integriert.
[…] Jungen Menschen, die es von Haus aus schwer haben, Kunst kennenzulernen, die Teilhabe an Kultur zu ermöglichen, ist dem Theater Mummpitz ein Herzensanliegen. So wurde 2009 der KulturRucksack gegründet, mit dem Schüler*innen der dritten Klassen vielfältige Kulturangebote erleben können, die durch spielerisch-pädagogische Workshops nachbereitet werden. Das theaterpädagogische Programm wurde stark ausgebaut und die Kurse zu gesellschaftlich relevanten Themen werden von Schulen mehr und mehr gebucht.
Das Theater Mummpitz ist ein ganz besonderes, ungeheuer sympathisches Theater und ein funkelnder Schatz in der Theaterlandschaft, der sich hoffentlich bald wieder in ganzer Vielfalt und Farbigkeit zeigen können, wird.
Auszug aus der Laudatio